Frisch erholt von einem Pausentag in Puerto Natales, einer ehemaligen Mining- und heutigen Trekking-Stadt mit hunderten Hostels, fuhren wir morgens um 7 Uhr zusammen mit vielen anderen Touristen in den berühmten Torres del Paine Nationalpark. Dessen kompliziertes Reservierungssystem, bei dem es auf drei verschiedenen Webseiten Termine mit freien Campingplätzen zu finden galt, kostete uns schon vor Beginn der Reise viel Zeit und Nerven. Immerhin gelang es Eva schließlich, mit Hilfe der Webseite torresdelpainereservations.com eine sinnvolle Reihung für den großen Rundwanderweg “O” zu finden. In unserer kurzfristigen Planung hatten wir jedoch übersehen, dass uns nach der Ankunft um 10 Uhr eigentlich nur circa 4 Stunden Wandern bevorstanden – und das bei bestem Wetter. Stattdessen entschieden wir uns daher spontan, das Highlight des letzten Wandertages vorzuziehen und noch schnell den Aussichtspunkt an den bekannten drei Türmen in 2,25 statt den vorgesehenen 4,5 Stunden zu erklimmen.
Das viel zu gut ausgestattete Camp Séron erreichten wir dann “gut aufgewärmt” gegen 19:30 Uhr – immer noch weit vor Sonnenuntergang um 23 Uhr. Auf den kurzen Wanderungen zum Refugio Dickson, wo wir aus (theoretischer) Ermangelung an freien Campingplätzen zur teuren Übernachtung in der Hütte gezwungen waren, und zum rustikaleren Camp Los Perros, konnten wir uns vom ersten Tag erholen, bevor uns eine weitere lange Etappe zum Camp Grey führte. Der Anstieg über einen stürmischen Pass wurde dabei mit dem Blick auf den gigantisch riesigen Gletscher Grey, drei spektakulären Hängebrücken und einer sonnigen Wiese zum Zelten belohnt.
Während wir bisher immer mit den gleichen Wanderern von Camp zu Camp gezogen waren – darunter überraschenderweise keine Deutschen, dafür aber zwei lustige Israelis und eine coole Sechzigjähriger-Vater-Sohn-Kombi – trafen wir hier auf Heerscharen von teils schlecht ausgestatteten Touristen, die auf dem kürzeren Teilstück “W” unterwegs waren. Dank Minimarket, Bar und WiFi waren wir unter den Wenigen, die ihr Essen für alle Tage geplant und getragen und eine Woche lang auf Kaffee, Bier und Internet verzichtet hatten.
Die vorletzte Etappe führte uns zum etwas rustikaleren, staatlichen Camp Italiano, wo wir unser Zelt aufbauen und mit dem Valle de Francés unser persönliches Highlight erklommen.
Nach der langwierigen letzten Etappe entlang des Lago Nordenskjöld erreichten wir schließlich den Ausgangspunkt unserer Tour und den Torres Central Campingplatz.
Trotz der bürokratischen Hürden, der eingeschränkten Flexibilität und dem Gefühl, an alternativlosen Campingplätzen mit 20$ pro Person abgezockt zu werden, ist die gigantische Natur im Park auf jeden Fall einen Besuch wert. Sie gilt es zu erhalten und nachhaltig zu nutzen – aber vielleicht lieber mit ein paar staatlich organisierten Camps, statt mit teuren Luxus-Unterkünften und All-Inclusive-Angebot im letzten Seitental?
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