Im Oktober war es so weit: unser Opel Astra F wurde vom TÜV auf Herz und Nieren geprüft. Fast alle Mängel konnten wir eigenhändig beheben und das treue Gefährt somit vor dem Schrottplatz retten.
Die Reifen
Da eine Fachwerkstatt dem Vorbesitzer falsche Vorderreifen montiert hat, haben wir bei einem Schnäppchen im Kleinanzeigenmarkt zugeschlagen und uns für nur 90€ vier wenig gefahrene Allwetterreifen auf DBV “Adria” Alufelgen gekauft. Wichtig ist hierbei primär, dass der Lochkreis (100mm) und die Lochanzahl (4) passen. In unserem Fall gehört die Einpresstiefe der neuen Felgen (38) leider nicht zur Serienbereifung (49). Um sie trotzdem fahren zu dürfen, ist ein Gutachten des TÜV nötig, das man für “nur” 70€ ausstellen lassen kann. Zum Glück sorgen die meisten Felgenhersteller vor und geben für viele gängige Fahrzeuge Sammelgutachten in Auftrag. Mit der KBA-Nummer, die auf jeder Felge eingeprägt sein sollte, lässt sich Felge und Hersteller identifizieren. Oft findet man das Gutachten dann einfach als PDF auf der Herstellerwebseite, uns bedarf es einem Anruf beim Hersteller DBV.
In der PDF den Astra suchen, Auflagennummern im Verzeichnis des Gutachtens nachlesen, alles prüfen und abhaken. Jetzt hatten wir es schwarz auf weiß: Reifen und Felgen sind für einen Opel Astra F Caravan Bj. 1994 zugelassen.
Nachdem das Rathaus, DBV, die 115 und die Hotline des TÜV widersprüchliche Ansichten dazu hatten, bestätigte uns der persönliche Gang zum TÜV, dass wir den Wisch jetzt einfach nur ausdrucken müssen und keine Eintragung in den Fahrzeugschein nötig ist.
Bremsen
Zunächst galt es, die richtigen Teile zu bestellen. Leider gibt es pro Schlüsselnummer und selbst in einem Baujahr gefühlt zehn verschiedene Bremskonfigurationen. Der vermeintlichen Flexibilität wegen kauften wir beim örtlichen Autoteilehändler, dessen Mitarbeiter zwar sehr bemüht war, seinerseits aber auch nur wenig vorrätig hatte und uns trotz hohem Preis keine ATE-Originalteile verkaufte. Im Nachhinein würde ich wohl einfach alle in Frage kommenden Originalteile im Internet bestellen und nicht passende zurück schicken. PS: Unser Astra hat innenbelüftete Bremsscheiben. Die sehen so aus. 😉
Natürlich sollte man sich bewusst sein, dass funktionierende Bremsen lebenswichtig sind. Am Ende funktioniert alles ziemlich logisch und die Profis in der Werkstatt machen das in einer halben Stunde, aber man muss wissen, was man tut! Wir konnten auf die Erfahrung eines Bekannten zurückgreifen, der schon einige Bremsen erneuert hat und sich damit auskennt.
Bremsscheiben vorne
Zum Wechseln der Bremsscheiben muss der Bremssattel abgenommen werden [1]. Dazu die zwei Schrauben auf der Rückseite lösen (bei uns so festgebacken, dass nur mit großem Hebel lösbar). Anschließend den Bremssattel z.B. mit einem Draht festbinden, um nicht an der Leitung zu ziehen.
Nun kann die Bremsscheibenfixierung [2] gelößt bzw. im Notfall aufgebohrt werden. Die restliche Montage ist selbsterklärend. An Stellen wie den Auflagepunkten der Haltebügel, wo sich Feuchtigkeit sammeln kann, empfiehlt sich ein Klecks Keramikpaste.
Trommelbremsen hinten
…waren eigentlich noch gar nicht verschlissen, aber die Bremswerte links und rechts waren unterschiedlich. Vielleicht hätten wir lediglich entlüften müssen, aber da man ja nicht weiß, wie es innen drin aussieht, haben wir die Beläge lieber gewechselt.
Dabei hat uns der Öffnungsmechanismus eines raffinierten Opel Ingenieurs einiges an Zeit und Nerven gekostet. Das Ziel war klar: Das Zahnrad der automatischen Handbrems-Nachstellung muss auf Anfang. Mit einem Schraubenzieher durch das kleine Loch der Radschrauben war das jedoch nicht schaffbar. Ein Foreneintrag brachte schließlich den entscheidenden Trick: Man drehe die gelöste Trommel über die Auflage, bis oben hinter einem Loch statt dem Radschraubengewinde ein größeres Loch sichtbar wird, durch das man das Zahnrad dann bequem zurückschrauben kann.
Schließlich lässt sich die Trommel abnehmen und die Bremsbeläge können getauscht werden. Wir haben auf ein sogenanntes Topkit von ATE zurückgegriffen, bei dem alle Federn neu und bereits mit den Belägen vormontiert sind. Es empfiehlt sich, davon Fotos zu machen und immer nur an einer Fahrzeugseite zu arbeiten, damit man sich im Notfall anschauen kann, wie das alles zusammengehört!
Zum Abschluss die Trommel putzen und ein bisschen die Kerben schmirgeln. Wir haben außerdem die neuen Beläge minimal geschmirgelt, falls Öl darauf kam.
Entlüften
Zum Entlüften der Bremsanlage steckt man einen dünnen Plastikschlauch (ich glaube ca. 5mm Innendurchmesser) auf das Ventil (bei den Trommeln z.B. auf der Rückseite oben) und das andere Ende in einen Behälter (Marmeladenglas). Ventil auf, Bremspedal drücken und gedrückt halten, Ventil zu, Pedal loslassen. Diese Abfolge wiederholt man, bis keine Luftblasen mehr im Schlauch sind. Bremsflüssigkeit ist ziemlich ungesund und umweltschädlich, also nichts verschütten und ordentlich entsorgen!
Abschließend die Bremsen ausgiebig testen und bestenfalls von Profis (TÜV) abnehmen lassen. Wird z.B. eine Trommelbremse nach mehreren Kilometern untypisch warm, könnten die Beläge schleifen, weil z.B. ein Hebel verrutscht ist.
Auspuffanlage
Wegen einem Scheppern knapp über Leerlaufdrehzahl haben wir den Mitteltopf getauscht. Die Teile sind im Internet sehr günstig zu haben und die Montage recht simpel. Daher nur ein kleiner Tipp: Versuche nicht, zusammengerostete Endschalldämpfer und Mitteltöpfe zu trennen, sondern investiere die paar Euro und tausche beides zusammen aus. Andernfalls hilft nur Zeit, Zange, WD40, Gasbrenner und rohe Gewalt. 😀
Zur Montage ein paar Steine unter den Kat legen, denn der Auspuffstrang hat eine große Hebelwirkung und kann damit die Stahlwoll-Dichtung zwischen Hosenrohr und Krümmer/Motorblock quetschen. Panzerähnlicher Sound ist die Folge, den wir mit Kupferpaste auf der Dichtung und Unterlegscheiben zum Erhöhen des Drucks der Schrauben wieder gezähmt haben.
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